Untergrund war Strategie / Punk in der DDR // Ausstellung / Multimediale Lesung / Zeitzeug*innengespräch / Konzert

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Untergrund war Strategie / Punk in der DDR // Ausstellung / Multimediale Lesung / Zeitzeug*innengespräch / Konzert

Untergrund war Strategie / Punk in der DDR // Ausstellung / Multimediale Lesung / Zeitzeug*innengespräch / Konzert

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Präsentiert von der Abteilung für Krawall und dem BDP.MV

DER EINTRITT IST FREI.

19 Uhr Einlass und Ausstellung „Aus grau wird bunt“

20 Uhr Multimediale Lesung mit Geralf Pochop, musikalisch begleitet von Alüt

ca. 22 Uhr Zeitzeug*innengespräch mit Protagonist*innen der 80er Jahre DDR-Punk-Szene

ca 23 Uhr Konzert mit Brechreiz 08/15 (DDR-Punk-Band aus Sömmerda)

Die Ausstellung: „Aus grau wird bunt“

Durch die Ausstellung „AUS GRAU WIRD BUNT“ des Autoren und Zeitzeugen-Bildungsreferenten Geralf Pochop werden die Themen DDR-Diktatur, Friedliche Revolution, Aktionen gegen die Mauer, Mauerfall, Wiedervereinigung und Baseballschlägerjahre diskutiert. Als Verfolgter der Stasi, politischer Gefangener und Fluchthelfer berichtete er darin über die Repressionen gegen widerstandsfähige Jugendliche in der DDR-Diktatur und deren Rebellion dagegen. Aber auch die Wirren der Nachwendezeit werden anschaulich dargestellt. Die Ausstellung besteht aus acht großen Roll Ups auf denen Fotos, Stasiaktenauszüge und Texte von Geralf Pochop, sowie seiner Wegbegleiter, zu sehen sind. Seine Fotos, die er im Mai 2020 dem Archiv der DDR-Opposition zur Verfügung gestellt hat, gewähren einen sehr persönlichen und authentischen Einblick in die Punk-Kultur der 1980er Jahre.

Foto: Geralf Pochop

Multimediale Lesung zum Buch: „Untergrund war Strategie“

Foto: Geralf Pochop

Mit einer Performance aus Erzählung, Lesung, Bildspots, Leidenschaft, Ton-Dokumenten, Präsentation von Original-Utensilien und Stasiakten sowie dem Live-Musiker Alüt präsentiert Geralf Pochop in einem Kulturprogramm die „intensivste Zeit“ seines Lebens als Punk in der DDR. 

In seinem Buch „Untergrund war Strategie. Punk in der DDR: Zwischen Rebellion und Repression“ hat er diese Erlebnisse festgehalten.

„Die Rolle als vermeintliche Feinde hatten wir Punks angenommen. Der Staat hatte uns über etliche Jahre wegen unseres Musikgeschmacks und unseres Äußeren wie Feinde behandelt. Diese Rolle hatten wir angenommen. Wir hatten uns stark politisiert und nutzten unsere schwer erkämpften Freiräume nicht mehr nur, um unser Lebensgefühl auszukosten, sondern bauten ein Netz aus komplett autonomen Strukturen auf. Wir fanden Wege, den Wehrdienst zu verweigern, unsere Meinung auch öffentlich zu sagen, und wir redeten, wie uns der Schnabel gewachsen war. Wir gingen nicht zur Wahl, weil wir diese nicht als solche anerkannten. Unserer Kompromisslosigkeit hatte der Staat nichts entgegenzusetzen. Punk war das Beste, was uns in der DDR passieren konnte. Wir wurden diskriminiert, gejagt und willkürlich weggesperrt, trotzdem waren wir freier als alle anderen. Es war die intensivste Zeit meines Lebens“

Foto: Geralf Pochop 1986

Im Anschluss an die multimediale Lesung findet ein Zeitzeug*innengespräch mit Weggefährt*innen von Geralf Pochop statt.

Das Konzert: Brechreiz 08/15

Foto: Brechreiz 08/15-Gründer, Sänger & Gitarrist Steffen Schölzel, Otze von Schleimkeim und Otzes Bruder Klaus 1986 im Schleimkeim-Proberaum in Stotternheim (v.l.n.r.)

Punkband aus Sömmerda, 1986 bis 1988. Kurze Re-Union 1989.

Unter dem Eindruck der frühen und einflussreichen regionalen Punkband Schleim-Keim aus dem nahen Stotternheim, in deren Proberaum der blutjunge Metal-Fan Steffen (* 1968) und sein späterer Mitmusiker „Kermit“ Anfang/Mitte der 1980er ein- und ausgingen, entstand im April 1985 das Funpunk-Projekt Pale Skull. 1986 kam es zur Umbenennung in Brechreiz 08/15 und musikalischen Umorientierung auf Deutschpunk. Da Schleim-Keim bereits seit 1982/83 im Fokus umfangreicher Observierung der DDR Staatssicherheit stand, wurde schnell auch Steffens Combo Zielobjekt, da man ihn der unerhörten Gründung eines SK-Fanclubs verdächtigte, dazu wurde sogar eine sogenannte „Operative Personenkontrolle“ (OPK „Fan“) eingeleitet. Selbst im schulischen Umfeld wurden gleich mehrere (gleichaltrige!) IM (= Informelle Mitarbeiter) auf ihn angesetzt. Brechreiz 08/15 löste sich jedoch nach einem Konzert am 4.Juni 1988 (der erste und einzige öffentliche Auftritt!) von selbst auf. Steffen und Andreas spielten danach kurzzeitig bei der Trashmetal-Band Wizard bevor es im Sommer 1989 noch einmal zu einigen erfolglosen Proben von Brechreiz 08/15 kam. 

Quelle: https://parocktikum.de/wiki/index.php/Brechreiz_08/15

Foto: Brechreiz 08/15

Um das Jahr 2000 herum entstand aus Mitgliedern von Brechreiz 08/15 die Combo Kollektiver Brechreiz. Zu besonderen Anlässen treten sie seit ein paar Jahren wieder unter dem Namen Brechreiz 08/15 auf und spielen dann alle ihre alten DDR-Punk-Klassiker wie „Krone der Schöpfung“, „Arschgesicht“ oder „Deshalb bin ich Punk“.

Brechreiz 08/15 im Jahr 2022 im UT Connewitz in Leipzig

 

Date And Time

16.09.2023 @ 19:00

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